Nach Umbau des Gebäudes Bürgeramt erhält Signet „Neuss barrierefrei“
Neuss · Das Bürgeramt in Neuss hat nach mehreren baulichen Anpassungen an diesem Donnerstag das Signet „Neuss barrierefrei“ verliehen bekommen. Gute Nachrichten gab es außerdem für die Beteiligten des Projektes.
Bildunterschrift: Bürgermeister Reiner Breuer (Mitte) mit dem Projektverantwortlichen Harald Jansen und Ilse Krämer von „Am liebsten Barrierefrei“ (rechts) bei der Verleihung des Signets. Foto: Andreas Woitschützke
Von Ronja Wirts
Ein gelbes Zeichen mit weißem Pfeil schmückt jetzt den Eingang vom Bürgeramt. Es ist das Signet von „Neuss barrierefrei“. Das Logo soll Gebäude und Einrichtungen in Neuss kennzeichnen, in denen
sich auch Menschen im Rollstuhl oder seh- oder höreingeschränkte Menschen gut zurechtfinden. Die Kennzeichnung ist am Donnerstag in Anwesenheit von Bürgermeister Reiner Breuer und den
Projektverantwortlichen verliehen worden.
Blindenleitlinien, die sich als leichte Erhöhung vom Boden abzeichnen, schwarz-weiße Infotafeln, die wegen ihres starken Kontrasts besser zu lesen sind, Polster an einer Dachschräge, falls man
sich doch den Kopf stößt. Viele der Details, die das Gebäude in der Innenstadt zugänglicher machen sollen, würden den meisten Menschen nicht einmal auffallen. Für blinde Menschen oder solche, die
in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, machen diese Maßnahmen aber den Unterschied zwischen „zugänglich“ oder eben nicht. „Am meisten Probleme hat tatsächlich die Toilette bereitet“, resümiert
Harald Jansen, Projektleiter von „Neuss barrierefrei“. Zwar gebe es im Gebäude des Bürgeramtes sanitäre Anlagen, die zumindest „barrierearm“ wären. „Aber je nachdem wie groß ein Rollstuhl ist,
herrscht dann doch nicht genug Platz.“ Eine komplett barrierefreie Toilette wäre deswegen jetzt im Nebengebäude angesiedelt.
Ausbaufähig ist hingegen noch der Weg, den Kundinnen und Kunden von der Bahnstation am Marktplatz bis zum Bürgeramt hinlegen müssen. „Ohne Hilfe ist das für eine blinde oder stark
sehbeeinträchtigte Person nicht zu schaffen“, stellt Ernst Balsmeier, Leiter der Beratungsstelle „Blickpunkt Auge“ klar. Als Ehrenamtlicher unterstützt er das Projekt, indem er die entsprechenden
Gebäude „begeht und testet“. „Wer blind ist, kann in der Regel nicht mehr gut geradeaus gehen“, so Balsmeier. Deswegen wären auf dem Weg zum Bürgeramt ebenfalls Blindenleitlinien oder
vergleichbare Orientierungshilfen notwendig, um eine selbstständige Anreise zu ermöglichen.
Das Bürgeramt ist die dritte städtische Einrichtung, die seit dem Start des Projektes mit dem Signet ausgezeichnet wurde – davor erhielten bereits die Stadtbibliothek und das Sozialamt eine
entsprechende Kennzeichnung. Ziel des Projektes ist es, Einrichtungen und Geschäfte in Neuss zu motivieren, ebenfalls Barrieren abzubauen. Insgesamt 110 Objekte wurden nach Angaben der Stadt seit
dem Start des Projektes bereits begutachtet, 31 von ihnen haben ein entsprechendes Signet bekommen. „Wir wünschen uns allerdings, dass sich noch mehr Gastrobetriebe oder medizinische
Einrichtungen beteiligen“, so Harald Jansen. Beispielsweise hätten sich erst zwei Arztpraxen um ein Signet bemüht, beide Anträge scheiterten. Manchmal würde es am Willen der Bewerber liegen, wenn
diese „nicht am Ball bleiben“, so Jansen. „Manchmal sind es aber auch einfach bauliche Sachen. Wenn es zum Beispiel nicht genug Platz gibt und man nur Mieter in dem Objekt ist, kann man ja nicht
selbstständig beschließen, das umzubauen.“
Das Signet „Neuss barrierefrei“ wird bereits seit 2010 verliehen. Mit einem Sticker am Eingang werden barrierefreie Geschäfte, Einrichtungen oder Restaurants gekennzeichnet.
Für die Verleihung des Signets gibt es fünf Grundkriterien, unter anderem gehören ein stufenloser Zugang, ausreichend Bewegungsfläche und Orientierungshilfen für blinde oder höreingeschränkte
Menschen dazu.